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Aufgabe 2

Im ersten Buch erfährt die Hauptfigur und Ich-Erzählerin Martha vom Tod ihres ersten Mannes, Graf Arno Drotzky, in der Schlacht von Solferino (1859).

 

  • Lest den Auszug aus dem Ersten Buch des Romans. Fasst den Inhalt in eigenen Worten zusammen und diskutiert darüber, ob ihr der These von Marthas Vater am Ende dieses Ausschnitts zustimmen würdet oder nicht. Begründet eure Entscheidung.
»Jetzt ist alles aus, Martha: Solferino hat entschieden: wir sind geschlagen.«

Mit diesen Worten kam mein Vater eines Morgens auf das Gartenplätzchen geeilt, wo ich unter den Schatten einer Lindengruppe saß.

Ich war mit meinem kleinen Rudolf in mein Mädchenheim zurückgekehrt. Acht Tage nach dem großen Schlage, der mich getroffen, übersiedelte meine Familie nach Grumitz, unserem Landsitz in Niederösterreich, und ich mit ihr. Allein hätte ich ja verzweifeln müssen. Jetzt waren sie wieder alle um mich, wie vor meiner Verheiratung: mein Vater, Tante Marie, mein kleiner Bruder und meine zwei aufblühenden Schwestern. Sie alle taten, was sie nur konnten, meinen Kummer zu lindern und behandelten mich mit einer Art Hochachtung, die mir wohltat. In meinem traurigen Schicksal lag für sie offenbar eine gewisse Weihe, etwas, was mich über meine Umgebung erhob – selbst eine Gattung Verdienst. Neben dem Blute, das die Soldaten auf dem Altar des Vaterlandes vergießen, bilden ja die am selben Altar vergossenen Tränen der beraubten Soldatenmütter, Frauen und Bräute die nächste heilige Libation. So war es auch ein leises Stolzgefühl – ein Bewußtsein, daß es sozusagen eine militärische Würde vorstellt, einen geliebten Mann auf dem Felde der Ehre verloren zu haben, welches mir meinen Schmerz am besten tragen half. Und ich war ja nicht die einzige. Wie viele, viele im ganzen Land trauerten jetzt um ihre in italienischer Erde ruhenden Lieben ...

Nähere Einzelheiten über Arnos Ende sind mir damals nicht bekannt geworden; man hatte ihn tot aufgefunden, agnosziert, begraben, das war alles, was ich wußte. Sein letzter Gedanke war gewiß zu mir und zu unserem kleinen Liebling geflogen, und sein Trost im letzten Augenblick muß das Bewußtsein gewesen sein: Ich habe meine Pflicht – mehr als meine Pflicht getan.

»Wir sind geschlagen,« wiederholte mein Vater düster, indem er sich neben mich auf die Gartenbank setzte.

»Also wurden die Geopferten umsonst geopfert,« seufzte ich.

»Die Geopferten sind zu beneiden, weil sie von der Schmach nichts wissen, die uns getroffen hat. Aber mir werden uns schon noch aufraffen, wenn auch jetzt – wie es heißt – Friede geschlossen werden soll –«

»Ah, Gott geb's!« unterbrach ich »Für mich Arme freilich zu spät ... aber so werden doch tausend andere verschont.«

»Du denkst immer nur an dich und an die einzelnen Menschen. Aber in dieser Frage handelt es sich um Österreich.«

»Und besteht dieses nicht aus lauter einzelnen Menschen?«

»Mein Kind, ein Reich, ein Staat lebt ein längeres und wichtigeres Leben als die Individuen. Diese schwinden, Generation um Generation, und das Reich entfaltet sich weiter; wächst zu Ruhm, Größe und Macht, oder sinkt und schrumpft zusammen und verschwindet, wenn es sich von anderen Reichen besiegen läßt. Darum ist das wichtigste und höchste, was jeder einzelne erstreben muß und wofür er jederzeit gern sterben soll, die Existenz, die Größe, die Wohlfahrt des Reiches.«




Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!, Buch 1, zit. n. https://www.projekt-gutenberg.org/suttner/waffenni/chap001.html.
  • Schaut euch das kurze Video über die Schlacht von Solferino auf youtube an: https://www.youtube.com/watch?v=fMrahHZVbtM. Recherchiert, wann das Österreichische Rote Kreuz gegründet wurde.
  • Henri Dunant erhielt 1901 zusammen mit dem französischen Pazifisten Frédéric Passy den ersten Friedensnobelpreis. Bertha von Suttner erhielt diesen Preis im Jahr 1905. Recherchiert weitere Friedensnobelpreisträger:innen und stellt zwei davon vor.
  • Kreativaufgabe: Stellt die Szene als Comic dar.
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